Reden ist Gold
24. Februar 2017

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Backstage – Georges Lüchinger ist seit 1991 Speaker der Tour de Suisse und sorgt an den Etappenorten mit seinem Mix von Informationen und Entertainment für einen Top-Service.

Keiner bringt das Publikum rund um den Zielbereich besser auf Renntemperatur als Georges Lüchinger. Der Liechtensteiner ist nicht umsonst «The Voice» der Schweizer Landesrundfahrt. «Eine Weltklasse-Veranstaltung mit einem tollen Team», bringt er die Tour de Suisse und seine Aufgaben rasch auf den Punkt. Das Abenteuer Tour de Suisse nahm für Georges Lüchinger in einem Lautsprecherwagen seinen Anfang. «Damals war ich Sportchef beim St. Galler Radio Aktuell», erinnert er sich. «Ein Radiokollege war für den Lautsprecherwagen vorgesehen gewesen und fiel krank aus. Ich sprang ein.» Ein paar Jahre später durfte er die Nachfolge des legendären Tour-Speakers Heinz Meister antreten, der 32 Jahre lang die Schweizer Landesrundfahrt begleitet hatte.

Von der Teampräsentation am Freitag vor dem Tour-Start bis zum finalen Showdown steht Georges Lüchinger zehn Tage lang auf der TdS-Showbühne. Täglich moderiert er zuerst am Startort die Fahrereinschreibung, um später am Etappenzielort die Fans auf die Ankunft vorzubereiten. «Hektik gibt es allerhöchstens auf den dazwischen liegenden Autokilometern», lacht Lüchinger. Wenn aber eine Etappe in der französisch- oder italienischsprachigen Schweiz endet, übernehmen die extra dafür engagierten Stefano Bertolotti (Speaker des Giro) und Gilles Pinard (Speaker der Tour de Romandie) den Lead. Lüchinger tritt dann ins zweite Glied und informiert das anwesende deutschsprachige Publikum. «Das ist richtig so. An den Etappenorten soll das Publikum in seiner Muttersprache angesprochen werden.» 

Für jeden Rennfahrer hat er eine Anekdote im Ärmel, und über den Rennverlauf hält er sich per Radiotour im Bild. Er informiert, animiert und heizt die Radsportfans an. Dabei hilft es natürlich, dass er immer wieder an verschiedenen Rennen der WorldTour für das BMC Racing Team als Medienbeauftragter (Chief Communication Officer) unterwegs ist. «Auf den Rennplätzen der Welt komme ich immer wieder mit Fahrern persönlich ins Gespräch», erklärt Lüchinger. «So erfahre ich hin und wieder ein paar erzählenswerte Details.»  

Längst vorbei sind die Zeiten als Sportchef beim lokalen Radio Aktuell (heute FM1). Seit 1994 führt Georges Lüchinger seine eigene Agentur für Moderation und Kommunikation. «Ich war der Meinung, dass sich Veranstalter in Sachen Kommunikation professioneller aufstellen müssten.» So ist Georges Lüchinger seit längerem auch Speaker für Anlässe am Eishockey Spengler-Cup und an anderen grossen Veranstaltungen in Sport und Unterhaltung.  Sein Schritt in die Selbständigkeit hat sich gelohnt. Beides, die Moderation an der Tour de Suisse wie auch die Aufgaben beim BMC Racing Team, nimmt Georges Lüchinger auf Mandatsbasis wahr. «Für das BMC Racing Team bin ich pro Jahr an rund 110 Renntagen unterwegs. Das Highlight ist jeweils die Tour de France.»

20% Planung – 80% Spontaneität

Sobald die Rennteams ihre Fahrer bekanntgeben, starten Georges Lüchingers Vorbereitungen. In diesem Jahr wird er einen Fahrer aber vermissen. Fabian Cancellara. Für ihn als Speaker war dessen Präsenz in den vergangenen Jahren ein wichtiges Show-Element und tolles Erlebnis. «Sobald Fabian irgendwo auftauchte, brachte er die Stimmung im Publikum stets zum Kochen. Ein Schweizer Fahrer mit Charisma,  so wie Fäbu, ist für die Tour de Suisse unendlich wichtig.» Von den ausländischen Fahrern gehört Greg Van Avermaet (BMC) zu seinen Favoriten. «Er ist für mich ein Schwerarbeiter auf dem Velo, der niemals aufgibt. Ein ehrlicher Sportler.»

In den Wochen vor der Tour de Suisse sammelt Lüchinger akribisch Material, verfolgt andere Rennen, plant die Zeitabläufe der Start- und Ziel-Moderationen, filtert Serviceinfos und Gags. Trotz aller Planung muss er sich auf seine Spontaneität verlassen können. «20% kannst Du vorbereiten – aber bei 80% musst Du spontan reagieren.» Seine langjährige Erfahrung ist ein grosses Plus.

Aussergewöhnliche Locations reizen den Speaker. So faszinierte ihn der Start zur Schweizer Landesrundfahrt 2001 mit einem Prologzeitfahren im Europapark Rust (D). In Erinnerung blieb ihm aber auch die Bergankunft auf dem Grimselpass 2007. «Bei null Grad Celsius sind wir auf der Passhöhe fast eingefroren, auch wenn uns die tolle Fahrt von Beat Zberg als Etappenfünfter noch etwas das Herz erwärmte.»

Zudem ist es für einen Speaker ein wahres Geschenk, wenn es um den Gesamtsieg bis zum letzten Moment spannend bleibt. So geschehen an der Tour de Suisse 2004 in Lugano. Bis zum abschliessenden Zeitfahren über 25,6 km führte der Schweizer Fabian Jeker mit 41 Sekunden Vorsprung auf den Deutschen Jan Ullrich. Ullrich holte im Zeitfahren jedoch Sekunde um Sekunde auf. Jeker bäumte sich zwar +auf, wurde aber auf den letzten 300 Metern noch auf den zweiten Schlussrang verwiesen. So bitter diese Niederlage für Fabian Jeker war, so unbeschreiblich war die Stimmung im Publikum. 

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