Am 12. Juni startet die Tour de Suisse 2025, und Primeo Energie ist wieder als Hauptsponsorin mit von der Partie. Wir haben mit Tourdirektor Olivier Senn vorab über die Landesrundfahrt gesprochen, über das Thema Sicherheit, über sportliche Höchstleistungen und darüber, was Nachhaltigkeit für die Veranstalter bedeutet.
Olivier Senn, am 12. Juni fällt der Startschuss zur diesjährigen Tour de Suisse. Wie laufen die Vorbereitungen?
Wir liegen gut im Zeitplan. Zwar gab es zuletzt etwas Verzögerung, da zwei Etappenorte ungewöhnlich spät festgelegt wurden. Doch inzwischen läuft alles wie geplant und wir sind dabei, die letzten Details zu finalisieren.

Der langjährige Tour de Suisse Direktor, Olivier Senn
Nach den tragischen Todesfällen von Gino Mäder und Muriel Furrer steht das Thema Sicherheit noch stärker im Fokus als ohnehin schon. Welche neuen Massnahmen habt ihr ergriffen, um die Sicherheit weiter zu erhöhen?
Wir haben verschiedene Vorkehrungen getroffen. Zum einen lassen wir unsere Sicherheitsüberlegungen neu durch externe Fachpersonen überprüfen – darunter ist auch der Sicherheitsverantwortliche von Primeo Energie. Diese Expertinnen und Experten analysieren unsere Dokumente und Prozesse aus einer unabhängigen Perspektive. Das hilft uns sehr. Zum anderen haben wir die Risikoanalyse der Strecke neu organisiert. Früher war dafür eine Person, manchmal auch zwei, zuständig. Heute ist es ein Team aus fünf Fachleuten. Sie befahren jede Etappe, identifizieren potenzielle Gefahrenstellen und definieren gezielte Massnahmen. Die Risiken im Radsport haben sich in den letzten fünf bis zehn Jahren verändert – auch das müssen wir einbeziehen.
Inwiefern haben sich die Risiken verändert?
Vor allem die Velos und der Fahrstil haben sich stark gewandelt. Die heutigen Velos sind schneller und leichter – aber auch anspruchsvoller in der Handhabung. Das liegt unter anderem an höheren Felgen, schmaleren Lenkern und Scheibenbremsen. Wenn dann in einer Kurve ein Windstoss kommt oder ein kleiner Stein auf der Strasse liegt, kann es schnell zu einem Sturz kommen. Besonders heikel sind dabei nicht enge, sondern weite Kurven, in denen die Fahrerinnen und Fahrer vollgas fahren. Diese sogenannten Highspeed-Corners müssen wir gezielt identifizieren, um entsprechende Massnahmen zu ergreifen.
Wie entschärft ihr solche Kurven konkret?
Wir stellen beispielsweise vor heiklen Kurven Streckenposten auf, die die Fahrerinnen und Fahrer nochmals deutlich warnen und zum Bremsen auffordern. Zudem platzieren wir Schutzmatten und informieren alle Teams im Vorfeld detailliert über Gefahrenstellen. Stürze an sich werden wir zwar nie ganz verhindern können – aber wir können alles tun, um die Folgen so gering wie möglich zu halten.
Muriel Furrer wurde nach ihrem Sturz erst mit grosser Verzögerung gefunden. Dieses Problem wollt ihr nun mit Trackern lösen. Wie funktioniert das genau?
Wir werden als erstes Radrennen weltweit ein umfassendes Fahrertracking einführen. Die Teilnahme ist für die Teams freiwillig, aber ich hoffe, dass alle mitmachen. Jedes Velo wird mit einem kleinen Tracker ausgestattet, der bei bestimmten Auffälligkeiten Alarm schlägt, etwa, wenn sich das Rad 30 Sekunden lang nicht bewegt, die Strecke verlässt oder sich abrupt die Geschwindigkeit verändert. In einem solchen Fall werden wir sofort benachrichtigt und können reagieren. Ausserdem werden wir die Tracker im Konvoi nutzen, da jedes Funkgerät mit einem Tracker ausgerüstet ist. In einer Sicherheitszentrale laufen die Informationen zusammen, und wir können von dort aus die gesamte Situation überwachen und bei Bedarf sofort eingreifen.
Die Einführung dieser Tracker war zuletzt umstritten. Warum?
Die Diskussion drehte sich vor allem um die mögliche kommerzielle Nutzung der Daten. Der zuständige Verband vertrat die Auffassung, dass wir als Veranstalter die Nutzung der Tracker nicht verpflichtend vorschreiben dürften. Uns geht es aber ausschliesslich um die Sicherheit, nicht um die Vermarktung. Wir haben nun eine Opt-out-Regelung eingeführt: Teams, die nicht teilnehmen möchten, können sich explizit abmelden – aber dann auf eigenes Risiko.
Welche Rolle spielt Primeo Energie beim Thema Sicherheit?
Primeo Energie kam aktiv auf uns zu und wollte stärker involviert werden. Denn als Hauptsponsorin stehen sie natürlich im Fokus und werden ebenfalls mit Fragen konfrontiert. Was ich grossartig fand, war, dass Primeo Energie uns nicht einfach aufgefordert hat, etwas zu tun, sondern sie haben sich selbst eingebracht und uns unterstützt. Wie schon erwähnt, haben wir unter anderem mit dem Sicherheitsfachmann von Primeo Energie zusammengearbeitet, unsere Konzepte diskutiert, die Massnahmen besprochen und so weiter. Gerade dieser Blick von aussen ist sehr wichtig. Wenn man zehn Jahre lang immer das gleiche macht, ist die Gefahr gross, dass man auch mal etwas übersieht. Da hilft es sehr, wenn jemand von aussen draufschaut.
Was zeichnet die diesjährige Tour de Suisse besonders aus?
Erstmals findet das Rennen der Frauen vor dem der Männer statt. Wir sind seit Langem überzeugt, dass dies die sinnvollere Reihenfolge ist, auch, um die Sichtbarkeit des Frauenrennens zu erhöhen. Ansonsten erwartet uns ein grossartiger Mix aus abwechslungsreichen Strecken – von leicht bis sehr anspruchsvoll – durch einige der schönsten Landschaften der Schweiz. Zudem führen wir nach längerer Zeit wieder eine Etappe in Italien durch, auch das ist etwas Besonderes.
Die Tour de Suisse führt 2025 bis nach Italien
Du hast die Sichtbarkeit der Frauen angesprochen. Warum steht das Frauenrennen nach wie vor im Schatten der Männer – und was braucht es für eine echte Gleichstellung?
Viele Veranstalter haben in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. Auch bei der Tour de Suisse Women ist das Rennen sportlich absolut gleichwertig mit dem der Männer. Aber es braucht mehr: mehr Engagement von Sponsoren, mehr mediale Präsenz, mehr politischen Willen. Zum Beispiel erhalten wir für die TV-Rechte des Frauenrennens nur einen Bruchteil der Einnahmen im Vergleich zum Männerrennen. Hier müssen alle Beteiligten gemeinsam anpacken. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir eines Tages eine Gleichstellung erreichen werden, wie im Skisport oder in der Leichtathletik.
Gibt es weitere Neuerungen bei der diesjährigen Austragung?
Ja, beispielsweise den neuen “Tour de Suisse Explorer”. Er springt einem gleich auf unserer Website ins Auge und bietet allen eine Mitmachgelegenheit: Man kann Etappenorte oder spezielle Ziele wie den Primeo Energie Kosmos ansteuern, Punkte sammeln und Preise gewinnen. Das läuft den ganzen Sommer über und bringt die Menschen noch näher an die Tour und unsere Etappenorte und Partner heran.
Ein zentrales Thema sowohl für euch als auch für Primeo Energie ist das Thema Nachhaltigkeit. Allerdings hat es dieses Thema gerade seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten nicht leicht und einige Organisationen und Unternehmen werfen ihre Ziele in Sachen Nachhaltigkeit und Diversität über Bord. Wie siehst du das?
Dazu kann ich nur sagen: Es ist Kindergarten, wenn Firmen jetzt anfangen, ihre Strategien zu ändern, nur weil jemand in Amerika das nicht mehr wichtig findet. Für uns ist klar, die Gleichstellung der Tour de Suisse Women steht ausser Frage, und auch Nachhaltigkeit steht nicht zur Diskussion. Wir rufen die Zuschauerinnen und Zuschauer weiterhin dazu auf, mit dem Velo oder öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Wir zeichnen erneut das nachhaltigste Team aus und bauen unsere Fahrzeugflotte mit E-Autos weiter aus. Ich kann kein Unternehmen ernstnehmen, das diese Themen jetzt fallenlässt. Daran sieht man einfach, wer bisher Greenwashing betrieben hat, und wer daran glaubt. Und wir glauben daran!
Abschliessend: Wie läuft das Sponsoring durch Primeo Energie?
Das Sponsoring durch Primeo Energie ist weit mehr als eine finanzielle Unterstützung – es ist eine echte Partnerschaft, die auf gemeinsamen Werten und Interessen basiert. Wir tauschen uns regelmässig zu Themen wie Sicherheit und Nachhaltigkeit aus, die für beide Seiten von grosser Bedeutung sind. CEO Cédric Christmann und das ganze Team, zeigt sich stark engagiert und interessiert an unserer Arbeit. Es wird deutlich, dass Primeo Energie nicht nur einen Vertrag unterschrieben hat, sondern aktiv daran interessiert ist, gemeinsam mit uns an innovativen Lösungen zu arbeiten. Diese Zusammenarbeit hilft uns, uns kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das ist fantastisch.
Interview: Viktor Sammain, Primeo Energie