Mathieu van der Poel wie ein Torero

Mit seinem Spurtsieg in Lachen kehrte Mathieu Van der Poel am Schluss der 2. Etappe zum Siegen zurück. Stefan Küng wahrte die Gesamtführung um eine einzige Sekunde.

Zweiter in der Flandern-Rundfahrt hinter Kasper Asgreen, Zweiter in zwei Weltcuprennen der Mountainbiker – beinahe ging Mathieu Van der Poel der Instinkt für das Siegen verloren. Doch der Holländer hatte sich dieses zweite Teilstück der Tour de Suisse mit dem Start am malerischen Rheinfall in Neuhausen und der Ankunft am oberen Zürichsee vorgemerkt.

Seine Helfer von Alpecin-Fenix arbeiteten in der Schlussphase hart, und hinauf zum dritten Bergpreis des Tages an der Litschstrasse in Altendorf schritt der Chef zur Tat. Erst konterte er einen Vorstoss von Strassenweltmeister Julian Alaphilippe, dann griff er selbst an. Nach der Abfahrt musste Van der Poel Maximilian Schachmann aufschliessen lassen. Doch 400 m vor dem Zielstrich setzte der Holländer wie ein Torero zum entscheidenden Stich an. Van der Poel feierte mit klarem Vorsprung einen schönen Tagessieg.

„Dieser Triumph bedeutet mir viel“, meinte Van der Poel, für den das Gesamtklassement indessen keine Option darstellt: „In den Bergen werden die Kletterer das Sagen haben.“ Van der Poel nutzt die Tour de Suisse zur Vorbereitung seiner beiden nächsten grossen Ziele, die Tour de France und die Olympischen Sommerspiele in Tokio.

Ein Wechselbad der Gefühle erlebte Stefan Küng. Zuerst eine Genussfahrt durch die Ostschweiz, dann der harte Kampf vor Lachen, die Verkündigung im Ziel, er müsse das Leadertrikot abgeben – und schliesslich die Korrektur, er habe es um eine winzige Sekunde vor Julian Alaphilippe verteidigt.

Geprägt wurde dieses zweite Teilstück durch die lange Flucht der beiden Schweizer Claudio Imhof und Tom Bohli sowie der beiden Kanadier Nicolas Zukowsky und Matteo Dal-Cin von dem mit einer Einladung bedachten Rally Cycling Team. Am längsten hielt Imhof durch. Er musste erst 8 km vor Schluss dem Kräfteverschleiss Tribut zollen.