Peter Sagan bleibt hungrig
4. Juni 2018

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Der dreifache Weltmeister und TdS-Rekordsieger hat sich auch für nächste Woche ein paar Zielankünfte besonders herausgestrichen.

Der Slovake Peter Sagan gewann als erster Radfahrer überhaupt drei aufeinanderfolgende Weltmeisterschaften. Diesen Frühling gewann er mit Paris-Roubaix ein weiteres Rad-Monument und auch die Ewigen-Bestenliste der Tour de Suisse führt der BORA-hansgrohe Leader an.

Wir sprachen mit dem sympathischen Weltmeister über seine Erinnerung an vergangene TdS-Siege, Trainings im Regenbogentrikot und einiges mehr.

Tour de Suisse: Die Tour de Suisse führt dieses Jahr durch zahlreiche Skigebiete: Gstaad, Crans-Montana, Leukerbad, Arosa etc. Fahren Sie Ski?
Peter Sagan: Ich fahre sehr gerne Ski, mein Terminplan lässt mir allerdings nicht viel Freizeit. Wann immer ich die Gelegenheit dazu habe und mein Training es zulässt, versuche ich jedoch, auf die Piste zu gehen. Denn Skifahren ist auch gut für meine allgemeine Fitness, zudem sorgt es für Abwechslung in meinen körperlichen Aktivitäten. Ich halte mich für einen ziemlich guten Skifahrer. Ein cooles Video, das ich in der Sierra Nevada in Spanien gedreht habe, liefert den Beweis: 
https://www.youtube.com/watch?v=zT1-orn63Uk

TdS: Die Slowakei ist bekannt für Hockey und für Tennis – wie sieht die dortige Radsport-Szene aus? 
PS: Der Radsport hat in der Slowakei zweifellos stark an Beliebtheit gewonnen. Viele der grossen Rennen werden heute auf den staatlichen Kanälen live übertragen. Das freut mich sehr und ich probiere natürlich nach Kräften, diese Entwicklung weiter zu fördern. Aus diesem Grund habe ich Anfang 2016 die Peter Sagan Cycling Academy ins Leben gerufen. Zur Zeit trainieren und fahren im Rahmen der Academy rund 20 Mädchen und 40 Jungen im Alter zwischen 10 und 18 Jahren in einem vergleichbaren Setting wie alle anderen UCI Continental Teams. Wir haben einen Manager, Trainer sowie Fahrzeuge für das Support-Team und wir versuchen, an so vielen Rennen in der Slowakei und im Ausland teilzunehmen, wie es nur geht. So versuche ich, diesen Kindern die Möglichkeiten zu verschaffen, die ich selbst in ihrem Alter nicht hatte.
Leider erlaubt es mir mein voller Terminplan nicht, so oft dabei zu sein, wie ich gerne würde. Vor zwei Wochen hatte ich aber zum Glück einen Tag Zeit, um in der slowakischen Stadt Nitra am zweiten Event in diesem Jahr mit ihnen mitzufahren. Es war fantastisch und ich hoffe, dass wir durch diese Initiativen künftig weitere starke slowakische Fahrer heranziehen können.

TdS: Sie haben im Laufe der Jahre eine Rekordanzahl an TdS-Etappen gewonnen. An welche erinnern Sie sich am besten?
PS: Die besten Erinnerungen habe ich – vielleicht auch deshalb, weil es noch nicht so lange her ist – an die 3. Etappe der Tour des Jahres 2016 von Grosswangen nach Rheinfelden. Es war eine lange und harte Etappe und die Wetterbedingungen waren fürchterlich. 12 km vor dem Ziel waren Albasini und Dillier am Ausbrechen, mit 30 Sekunden Vorsprung auf das Hauptfeld. Ich beschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und während dem Schlussanstieg, den Schöneberg hinauf, anzugreifen. Auf der schnellen Talfahrt habe ich sie dann eingeholt und bin anschliessend hart in die letzten 10 km gegangen, weil hinter uns das Feld dabei war, aufzuholen. Obwohl ich nach der Anstrengung des Tages erschöpft war, konnte ich den Sprint für mich entscheiden – mit drei Sekunden Vorsprung auf das Feld. Dieser Vorteil und die Bonus-Sekunden verschafften mir schliesslich die Führungsposition im Gesamtklassement sowie das gelbe Trikot. Es war eine harte Etappe, die jedoch von einem sehr lohnenswerten Sieg gekrönt war! Sehr gute Erinnerungen habe ich auch an die TdS 2012, nicht nur wegen der vier Etappen, die ich damals gewonnen habe, sondern auch, weil es eine sehr angenehme Rennwoche war.

TdS: In diesem Jahr konnten Sie Paris-Roubaix zur eindrücklichen Liste Ihrer Erfolge hinzufügen. Welche Lücken möchten Sie noch schliessen oder besser gesagt: Um welche Siege möchten Sie Ihr Palméras noch ergänzen?
PS: Klar, es gibt schon einige renommierte Rennen, die ich noch nicht gewonnen habe. Meine Philosophie ist es aber, nicht darüber nachzudenken und jedes Resultat so zu akzeptieren, wie es kommt. Ich gebe an jedem Rennen, an dem ich teilnehme, mein Bestes und performe, so gut ich kann. Mit dieser Einstellung kann man auch Resultate akzeptieren, die anders ausfallen, als man es sich gewünscht hat, weil man weiss, dass es nicht zu mehr gereicht hätte. Deshalb denke ich auch nicht darüber nach, welche Rennen ich eines Tages noch gewinnen möchte. Ich nehme an allen Rennen teil und fahre immer so gut, wie ich kann. 

TdS: Welche Route würden Sie gerne einfach so zur Freude fahren – alleine oder mit Freunden?
PS: Es gibt viele Orte, an denen ich gerne zum Vergnügen fahren würde. Es muss ja nicht zwingend ein schönes Gebirge sein. Radfahren ist auch eine perfekte Art, um eine Grossstadt zu entdecken und zu geniessen. 

TdS: Sind Sie jemand, der normalerweise viel mitnimmt (Kleider, Essen und Ausrüstung), wenn Sie von zu Hause zu einer normalen Trainingsfahrt aufbrechen, oder sind Sie eher ein Minimalist?
PS: Meine normalen Trainingsfahrten von zu Hause aus sind – wie Sie es nennen – «minimalistisch». Ich fahre entweder mit anderen Mitgliedern meines Teams oder mit Fahrern anderer Teams, die gute Freunde von mir sind. Wir nehmen nicht viel mehr mit, als wir auf uns tragen.

TdS: Tragen Sie auf solchen Trainingsfahrten zu Hause Ihr Regenbogentrikot des amtierenden Weltmeisters?PS: Ja, Profi-Fahrer tragen beim Training immer ihre offizielle Team-Ausrüstung, egal, wo sie trainieren. Deshalb trage ich mein BORA-hansgrohe-Set, das noch immer die Regenbogenfarben hat …

TdS: Haben einige von Ihnen im Team BORA-hansgrohe schon mal darüber nachgedacht, eine Rockband zu gründen?! Etwa Sie, Daniel Oss und Burghardt? Wie würde eine BORA-hansgrohe-Band klingen und welchen Namen würden Sie ihr geben?
PS: Ich mag Rockmusik, ebenso wie andere Teammitglieder, aber im Moment hätte ich wohl keine Zeit für ein solches Projekt. Vielleicht in Zukunft – wir werden sehen …

TdS: Und zu guter Letzt: Was denken Sie, wer wird dieses Jahr die Tour de Suisse gewinnen? 
PS: Ich gebe nicht gerne Prognosen ab. Ich denke, jedes Rennen kann von Tausenden von Faktoren beeinflusst werden, ganz zu schweigen von einem schwierigen Rennen mit neun Etappen wie der Tour de Suisse. Sieger wird der stärkste Fahrer, allerdings nicht ohne eine starke Mannschaft im Rücken, eine gute Taktik und etwas Glück. Zumindest sollte er kein Pech haben … Das einzige, was ich sicher weiss, ist, dass nach dem Ende des Zeitfahrens in Bellinzona jemand der Gesamtgewinner der Tour de Suisse sein wird.

TdS: Herzlichn Dank & viel Glück an der Tour de Suisse.

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