Winterserie 3/4 – Der Soigneur

Wir sprachen anlässlich der Tour Down Under mit Deceuninck – Quick-Step’s Soigneur Rudy Pollet über die Aufgaben eines Soigneurs, Leidenschaft und Spezialwünsche der Fahrer. Zudem verrät er uns was die Fahrer alles zu Frühstück essen und wer den besten Kaffee macht.

Tour de Suisse: Also, Rudy, du arbeitest gerade bei der Tour Down Under in Australien. Könntest du uns ein bisschen von deiner Arbeit als Soigneur erzählen? Ich bin sicher, dass es mehr ist, als nur Musettes auf der Strasse zu verteilen.
Rudy Pollet:Wir kümmern uns tatsächlich um vieles. Massagen, Flaschen befüllen, Autos reinigen, Einkäufe, Fahrer am Flughafen abholen, Hotelbuchungen verwalten, Wäsche, Lunchpakete für das Personal und Verpflegung für die Fahrer.

TdS: Ihr seid also eine Art Team-Pfadfinder: auf alle Eventualitäten vorbereitet und immer zur Stelle, wenn ihr gebraucht werdet?
RP:Ja, wir müssen auf jede Situation vorbereitet sein.

TdS: Das Wort Soigneur kommt ursprünglich aus dem Bereich der Massage. Im modernen Radsport haben Soigneure aber so viel mehr Aufgaben zu bewältigen. Woher nimmst du die Energie und Kraft für die Sportmassagen am Abend?
RP:Die Leidenschaft für den Sport motivieren mich und die Arbeit mit jungen Menschen trägt wohl ihres bei. (lacht)

TdS: Du reist von Hotel zu Hotel im Ausland. Wie sorgst du dafür, dass die Fahrer ein ordentliches Abendessen und Frühstück bekommen?
RP:Ich kontaktiere die Hotels immer schon vor Beginn des Rennens, telefonisch und per E-Mail um alle Fragen zu den Zimmern und zu den Mahlzeiten zu besprechen. Für die grossen Touren haben wir einen Küchenwagen mit eigenem Koch dabei. 

TdS: Da ich während der TdS in den gleichen Hotels wie Teams übernachtete, habe ich festgestellt, dass Soigneurs dazu neigen, das Frühstück im Hotel aufzupeppen. Was bringst du den Fahrern zum Frühstück mit?
RP:Wir versorgen die Fahrer mit Müsli, Haferflocken, Honig, Marmelade, Avocado, Heidelbeeren, Kaffee aus der eigenen Maschine, Nüssen, Trockenfrüchten und zusätzlichen Vitaminen. 

TdS: Wo wird das gesamte Essen für das Rennen zubereitet?
RP:Wir haben einen Wagen mit einer Abteilung für die Mechaniker und einer Abteilung für die Soigneurs (die Küche).

TdS: Welches Nahrungsmittel ist im Deceuninck-Quickstep-Bus immer vorrätig?
RP:Die Fahrer essen nach dem Rennen normalerweise Reis und Thon oder ein Sandwich. Aber zuerst kommt der Recovery-Drink!

TdS: Wie viele Bidons pro Fahrer füllst du für jede Etappe?
RP:Das hängt von der Hitze und der Intensität des Rennens ab.
Es können fünf oder auch 15 sein. 

TdS: Wer macht den besten Kaffee des Wolfpacks?
RP:Busfahrer Dirk Clarysse. Er macht ihn manchmal mit Sliwowitz(lacht).

TdS: Was ist das seltsamste oder aussergewöhnlichste Essen, um das dich ein Fahrer je gebeten hat?
RP:Frisches Popcorn. (lacht)

TdS: Gibt es etwas, das du immer zur Tour de Suisse mitbringst, weil es in der Schweiz schwer zu finden ist? Und bringst du normalerweise etwas aus der Schweiz mit nach Hause?
RP: In der Schweiz findet man alles. Aber ich versuche, alles in Belgien zu kaufen, da wir viel Stauraum im Wagen haben. Wenn ich einkaufen gehen muss, gibt es in der Schweiz genügend Lidl-Filialen.

TdS: Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute für die Saison 2019!