Frauen machen Tour de Suisse komplett

Die letzten Zweifel verflogen gestern im Appenzellerland: Das Publikum stand in bunten Reihen am Strassenrand, um die Tour de Suisse der Frauen entlang der 124,2 Kilometer von Vaduz über Gais nach Chur zu begrüssen. Das Velofest der Männertour ging mit dem Frauenrennen nahtlos weiter. Jetzt plant die Organisation eine Konsolidierung über mehrere Jahre. Zwischenbilanz mit der Tourdirektion.

Sportlich ist vor dem Start der vierten Etappe der Tour de Suisse Women alles offen. Sportdirektor David Loosli meinte am Morgen der Etappenkönigin hinauf zur Lenzerheide: «Wir haben bisher einen fantastischen Wettkampf der besten Fahrerinnen erlebt. Dass gestern die amtierende Weltmeisterin die dritte, gebirgige Etappe in Chur nach einer spektakulären Schlussphase im Fotofinish gewonnen hat, belegt die Qualität des Rennens.» Zuvor haben bereits das Rundstreckenrennen zum Auftakt am Samstagabend und das Einzelzeitfahren am Sonntag in Vaduz durchweg positive Reaktionen ausgelöst. So schrieb die abwesende Zeitfahr-Weltmeisterin Ellen van Dijk (NL) auf Twitter: «Great job @tds»; das TdS-Zeitfahren sei eines der ganz wenigen im Kalender, und sie bedaure sehr, da zu fehlen. «Keep up the great work!» Nachdem gestern zwei Teams nach positiven Covid-Tests abreisen mussten, treten heute Nachmittag noch knapp 80 Fahrerinnen zu den 98,5 Kilometern und 2293 Höhenmetern von Chur via Prättigau und Wolfgangpass nach Lantsch/Lenz auf 1493 Meter über Meer an. Am Sonntag waren in Vaduz 18 Teams, darunter die meisten Top-Teams der Women’s World Tour, mit Fahrerinnen aus 23 Nationen aller Kontinente angetreten.

Erstes Ziel erreicht: UCI Women’s World Tour ab 2023

Nächstes Jahr wird die Tour de Suisse neunzigjährig. Weil die Landesrundfahrt in einzelnen Jahren infolge Kriegs oder Pandemie ausgefallen ist, wird zum runden Geburtstag der 86. Jahrgang des Männerrennens durchgeführt – und erst der dritte der Frauentour. So kommt die Landesrundfahrt in Bezug auf die Geschlechter zu ihrer Reife. Den Weg dazu hat die neue Tour-Trägerschaft in den letzten zwei Jahren geebnet. Tourdirektor Olivier Senn: «Für uns war von Beginn an klar, dass wir die Tour de Suisse auch im World-Tour-Kalender der Frauen etablieren wollten. Nach dem Totalausfall im Jahr 2020 hatten wir 2021 erstmals Gelegenheit, unter den schwierigen Rahmenbedingungen der Pandemie ein Frauenrennen im Kurzformat mit zwei Etappen zu testen. So kamen wertvolle erste Erfahrungen zusammen, die wir nun für eine Rundfahrt mit vier Etappen genutzt haben.» Letzte Woche hat die Union Cycliste Internationale (UCI) bestätigt, dass die Tour de Suisse Women nächstes Jahr von der zweiten Renndivision in die World Tour aufsteigen wird. «Dass wir dieses Ziel ab Start bei Null innerhalb von zwei Jahren erreicht haben, erfüllt uns mit Stolz» erklärte Olivier Senn am Morgen vor der Etappenkönigin zwischen Chur und Lenzerheide.

Konsolidierung als Rundfahrt für Frauen und Männer

Nun gehe es darum, für die Männer- und Frauenrundfahrt ein tragfähiges Gesamtgefüge zu gestalten: «Letztes Jahr haben wir das Frauenrennen vollständig auf der Struktur des Männerrennens realisiert. Dieses Jahr gingen wir einen Schritt weiter und haben nach dem Wochenende im Hub Vaduz zwei Tage allein für die Frauenetappen gestaltet.» Dieser Versuch war mit vielen Risiken behaftet, wie der Tourdirektor erläutert: «Wir hatten keine Vergleichswerte und darum keine Ahnung, wie das Publikum, die Medien und Sponsoren die Idee einer Tour de Suisse für Frauen aufnehmen würden». Die Beobachtungen und Erlebnisse gestern an der Strecke durchs Appenzellerland, die Mitwirkung von Fernsehstationen in dutzenden Ländern sowie erste Rückmeldungen unserer Partner haben die letzten Zweifel zerstreut. «Es ist richtig und wichtig, dass wir die Frauentour endlich realisiert haben. Jetzt geht es darum, das Rennen über die kommenden Jahre zu konsolidieren und unsere gesamte Organisation auf die Durchführung einer Tour de Suisse für Frauen und Männer auszurichten. Da stellen wir uns gemeinsam mit unseren Helferinnen und Helfern, den Teams, den Verbandsbehörden, den Etappenorten und allen weiteren Beteiligten auf eine längere Lernreise ein. Dafür sind wir nun bereit», schliesst Olivier Senn seine Zwischenbilanz nach der zweiten Tour de Suisse Women.

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