Das Rennbüro ist seit der Jahrtausendwende Stephan Wüthrichs Revier. Daneben übernimmt er mit seinem Team auch Zusatzaufgaben bei der Siegerehrung, produziert das offizielle Rennbulletin und besorgt dessen Verteilung an die Radteams.
Es gibt praktisch keine organisatorische Schnittstelle, die nicht über Stephan Wüthrichs Online-Tool läuft. Auch die Akkreditierung, die Zuteilung der Parkplatzberechtigungen und selbst das Ticketing der Hospitality ist Teil seines Systems. Der ehemalige Informatiker und heutige PR-Fachmann kennt sein selber geschriebenes Programm in- und auswendig. So kommt es, dass er praktisch das ganze Jahr durch mit Themen der Tour de Suisse beschäftigt ist. «Ab Januar wird es dann intensiver, ab Mai sogar hektisch», lacht Stephan Wüthrich.
Der Berner aus Wichtrach (zwischen Bern und Thun) hat keinen radsportspezifischen Hintergrund, sondern kam via den damaligen Sponsor PostFinance zur Tour de Suisse. «Mich reizen die vielfältigen Aufgaben, die Improvisation neben der ausgefeilten Planung – und natürlich die Arbeit in einem eingespielten Team.» Zehn Tage lang schnuppere er so pro Jahr eine total andere Luft.
Seine sechs Teammitglieder rekrutiert Stephan Wüthrich selber. Wichtig ist, dass sie in der Hitze des Gefechts die Ruhe bewahren. «Bei der Zielankunft kann es rasch mal hektisch werden.» Sein Team ist dafür verantwortlich, dass der Etappensieger, der Leader und die Führenden in den Kategorienwertungen rechtzeitig zur Siegerehrung erscheinen. Kommen Erschöpfung und Emotionen zusammen, ist man den Fahrern und Betreuern sehr nah. «Da erlebt man viele unvergessliche Momente.»
Hinter dem Podium koordiniert Stephan Wüthrich per Funk. Denn seine Leute haben etliche weitere Aufgaben. Die Leadertrikots werden gleich nach Zielankuft bedruckt, vier sogenannte Chaperons begleiten die durch die Schiedsrichter bestimmten Fahrer zur Dopingkontrolle, andere bewachen die Velos der Profis. Zurück im Rennbüro stellen die Teammitglieder das offizielle Rennbulletin zusammen, das so rasch als möglich online publiziert, per Mail an alle Akkreditierten und die Radteams versendet sowie in ausgedruckter Form den Schiedsrichtern der UCI in die Hotels gebracht werden muss.
Vom Rennen selber kriegt Stephan Wüthrich an der Tour de Suisse nicht immer viel mit. «Als Nichtradsportler faszinieren mit aber die ausserordentlichen Leistungen der Profis jedes Jahr von Neuem.» Am meisten geniesst Stephan Wüthrich die Bergetappen. «Die eindrückliche Landschaft, der sportliche Effort, das begeisterungsfähige Publikum und das feine Glas Wein abends vor einer ruhigen Nacht in den Bergen, was will man mehr?!»