Der Däne düpierte das gesamte Feld und konnte die regnerische 4. Etappe nach Gstaad auf spektakuläre Weise Solo vor den heranbrausenden Sprintern gewinnen.
Tour de Suisse: War es dein bis dahin – trotz Regen – schönster Tag auf dem Velo?
Christopher Juul-Jensen: Sogar mit dem Regen! (lacht)
Für jemanden der in Irland aufgewachsen ist und in Dänemark lebt, gehört der Regen irgendwie dazu – es macht mir nichts aus, im Regen zu fahren.
Das war also definitiv mein bester Tag im Regen – und auf dem Rad bis jetzt! (lacht)
TdS: Wie gut erinnerst Du dich noch an die regnerische 4. Etappe der Tour de Suisse 2018?
CJJ: Ich erinnere mich sehr gut, dass ich gewonnen habe! (lacht)
Ich meine, niemand inklusive meiner selbst hätte geglaubt, dass die Spitzengruppe den Vorsprung ins Ziel retten könnte. Dass es trotzdem geklappt hat ist schon unglaublich!
TdS: Ihr wart fast den ganzen Tag zu sechst in der Spitzengruppe unterwegs. Ab wann glaubtest Du, selber an das Durchkommen und an einen eventuellen Etappensieg?
CJJ: Jedes mal wenn man sich ein Radrennen am TV anschaut, wird die Ausreissergruppe in neun von zehn Fällen gestellt.
Von den 150km die ich das Rennen an der Spitze verbracht habe, glaubte ich jediglich auf den letzten 80 Metern, dass es reichen würde.
TdS: Am Anstieg nach Saanemöser gab es mehrere Angriffe aus der Fluchtgruppe, wie erlebtest Du diese hektischen Momente?
CJJ: Hm, ich kam ja direkt aus dem Giro d’Italia. Meistens bin ich nach einer 3-wöchigen Rundfahrt – so merkwürdig es vielleicht klingen mag – in guter Form.
Ich spürte währen dem Aufstieg nach Saanemöser, dass ich meinem Grand-Tour-Diesel-Motor vertrauen konnte. Als die anderen Fahrer ihre spritzigen Angriffe lancierten, hielt ich mich an meinen eigenen Rhythmus.
TdS: Du hast dann in der Abfahrt Nans Peters (AG2R) eingeholt und distanzieren können. Auf dem Flughafen wurde es noch eng, die Sprinter welche das Feld anführten hatten dich in Sichtkontakt. Wie fühlte sich der letzte Kilometer auf dem Flughafen an?
CJJ: Ich glaube, was den Unterschied machte, war dass ich auch in der Abfahrt meine Power drücken konnte und die nasse Abfahrt gut meisterte. Ich hatte nichts zu verlieren.
Die letzten 3 Kilometer waren furchtbar! Von dem Moment an wo Du auf den Flughafen abgebogen bist, konntest Du die ganze Strecke überblicken. Und die Strasse war nicht nur offen sondern auch so breit. Ich konnte mich nirgends verstecken! (lacht)
Zum Glück hat mich mein Sportlicher Leiter über Funk angefeuert und motiviert. Ich sagte mir, gib einfach alles, es darf kein einziges Watt mehr in dir stecken wenn Du die Ziellinie überquerst. Wenn es reicht, umso schöner und sonst hast Du zumindest nichts zu bereuen!
TdS: Dafür muss es wohl umso schöner sein, Solo über die Ziellinie zu fahren, oder?
CJJ: Ja genau! Und da ich nicht viele Rennen gewinne, machte ich all die Posen, von denen ich träumte sie bei einem Triumph zu machen, aufs Mal. (lacht)
TdS: Was gab den Ausschlag, dass Du versuchst hast, es genau in der Etappe nach Gstaad in die Fluchtgruppe zu versuchen?
CJJ: Für Michi Albasini und mich war klar, dass wenn wir etwas versuchen wollten, dann musste es in einer der ersten Etappen sein. Am Morgen vor dem Rennen sagte man uns vom Team, dass es einen nassen Tag geben würde und wir unbedingt jemanden in der Fluchtgruppen haben sollten.
Ich sagte mir, es gibt keinen besseren Weg warm zu bleiben, wie in der Ausreissergruppe zu fahren. (lacht)
TdS: Wie sieht deine Saisonplanung für die Saison 2019 aus, wo liegt dein Fokus?
CJJ: Mein erster Fokus liegt bei den Frühjahrsklassiker wo ich für das Team fahren werde und wer weiss, vielleicht ergibt sich wieder eine Möglichkeit wie bei der Tour de Suisse?!
TdS: Von welchem Triumph träumst Du, welchen Sieg möchtest unbedingt deinem Palmeras anfügen?
CJJ: Nach einem solchen Sieg wird man natürlich hungrig. Natürlich träume ich davon, so was wie in Gstaad auch an der Tour de France zu wiederholen.
TdS: Herzlichen Dank Chris und alles Gute für deine Saison!