Peter Sagan (BORA-hansgrohe) ist der amtierende Weltmeister und Rekordhalter an Etappensiegen an der Tour de Suisse. In einem exklusiven Interview mit der Tour-Organisation erzählt er von seinem denkwürdigsten Etappensieg an der Schweizer Landesrundfahrt und seine Hassliebe zu den Bergetappen.
Peter Sagan, seit 2010 nehmen Sie an der Tour de Suisse teil. Nur gerade im ersten Jahr (2010) gewannen Sie keine Etappe. Heute, mit 13 Etappensiegen, sind Sie alleiniger Rekordhalter. An welchen Ihrer Siege erinnern Sie sich am besten?
Rekordhalter an Etappensiegen zu sein, ist für mich ein Privileg und Ehre, und alle Siege waren aufregend für mich. Am meisten erinnere ich mich aber an eine Etappe des letzten Jahres. Es war die dritte Etappe von Grosswangen nach Rheinfelden. Es war eine lange und harte Etappe, und die Wetterbedingungen waren ziemlich schlecht. 12 Kilometer vor dem Ziel bildeten Albasini und Dillier eine Fluchtgruppe mit 30 Sekunden Vorsprung auf das Fahrerfeld. Ich entschloss mich, die Sache in die eigenen Hände zu nehmen und griff beim letzten Anstieg, dem Schöneberg, an. Ich holte die beiden in der schnellen Abfahrt ein und gab auf den letzten 10 Kilometer alles. Denn das Feld kam rasch näher. Ich war erschöpft nach dem harten Tag, aber ich gewann den Sprint – drei Sekunden vor dem Feld. Der Vorsprung und die Bonussekunden brachten mir die Gesamtführung und das Leadertrikot. Es war eine harte Etappe, die in einem verdienten Sieg endete!
An welche Ihrer sieben Teilnahmen an der Tour de Suisse erinnern Sie sich am meisten?
Ich mag die Tour de Suisse sehr, darum ist jede Teilnahme für mich etwas Spezielles. Wenn ich aber eine Rundfahrt wählen müsste, wäre es die von 2012. Nicht nur, weil ich damals vier Etappensiege holte, es war überhaupt eine tolle Rennwoche.
Die Schweiz hat immer einen attraktiven Parcours mit einigen Sprintankünften, aber auch mit knackigen Bergetappen. Sie gehören ja nicht zu den Bergflöhen und leiden in den Bergen mehr als andere. Wie gehen Sie an diese Bergetappen heran?
Es gibt kein Patentrezept, um mit den Bergen umzugehen, egal ob in der Schweiz oder wo auch immer. Es hängt immer von meiner Form und meinen Beinen ab. Ohne Kraft in den Beinen ist jeder Berg eine Qual. Wenn aber meine Form stimmt und meine Beine sich gut anfühlen, dann sind die Berge zwar immer noch hart, aber ein klein wenig einfacher.
Gibt es eine spezielle Erinnerung an eine Passfahrt in der Schweiz?
Ich habe eine spezielle Erinnerung an alle Schweizer Pässe, weil keiner einfach war…
Noch ein Wort zur Tour de Suisse 2017. Es gibt genügend Gelegenheiten, um Ihren Rekord weiter auszubauen. Die Rennen in Cham, Bern, Cevio und nicht zuletzt in Schaffhausen wären auf Sie zugeschnitten. Was denke Sie über das Rennformat der 8. Etappe in Schaffhausen – eine kürzere Etappe (100km) auf einem schnellen Rundkurs rund um Schaffhausen?
Wie schon erwähnt ist es ein Privileg der Rekordhalter eines so schönen Etappenrennens wie der Tour de Suisse zu sein. Grundsätzlich denke ich nicht allzu sehr über einen Ausbau des Rekords nach. Ich starte an der Tour de Suisse, um mein Bestes zu geben. Ich nehme die Resultate, wie sie kommen, solange ich weiss, dass ich mein Bestes gegeben habe. Wenn ich es damit schaffe zu siegen und den Rekord auszubauen, ist das eine tolle Belohnung für meinen Einsatz. Aber es ist nicht mein Hauptziel. Ich kann durchaus auch glücklich über die Ziellinie fahren, wenn ich nicht gewinne, aber weiss, dass ich alles gegeben habe. Meine Einschätzung zur 8. Etappe gebe ich dann gerne ab, wenn ich sie beendet habe…