Die Tour de Suisse ging am vergangenen Sonntag für die Männer, am Dienstag für die Frauen zu Ende. Das Publikum erlebte während zehn Tagen attraktiven Radsport. Die Tourdirektion zieht ein positives Fazit und dankt allen Beteiligten für Ihren Einsatz.
«Diese Tour de Suisse gehört zu den schönsten und anspruchsvollsten der letzten Jahre», blickt Olivier Senn, Direktor der Tour de Suisse, auf das Rennen zurück. «Wir erlebten eine attraktive und vielseitige Tour, die an Spannung und Drama kaum zu überbieten war. Das gilt auch für das Frauenrennen, das erst in der letzten Kurve entschieden wurde». Senn spricht auch die Schwierigkeiten der diesjährigen Tour an: «Die enorme Hitze verlangte den Fahrerinnen und Fahrern alles ab. Zudem mussten vier Teams bei den Männern und zwei bei den Frauen aufgrund positiver Covid-Tests die Rundfahrt verlassen. Auch der Ausstieg von Leader Alexandr Vlasov nach der fünften Etappe, wo er das Leadertrikot übernommen hatte, schmerzte.» Den Umgang mit diesen Krisensituation hat die gesamte Tourorganisation gemeinsam mit den Verantwortlichen der Teams und mit den zuständigen Verbandsbehörden gut gemeistert. Olivier Senn: «Unser Covid-Schutzkonzept hat gegriffen und uns in der kritischen Phase vor weiterem Unheil bewahrt. Insgesamt ziehen wir ein sehr positives Fazit. Die Tour hat am Streckenrand wieder für Volksfeststimmung gesorgt. Nicht vergessen möchte ich den Dank an die zahlreichen Fans am Streckenrand, unsere Helferinnen und Helfer sowie unsere Partner. Ohne die grosse Unterstützung wäre die Tour de Suisse gar nicht möglich».
Keine Verschnaufpause für die Männer
Die Tour de Suisse der Männer war eine der härtesten der jüngeren Geschichte. «Wir wollten ein spannendes und aktives Rennen, und das haben wir auch bekommen», so David Loosli, der Sportdirektor der Tour de Suisse. In der Tat waren die flachen Kilometer an der diesjährigen Tour de Suisse rar gesät. Dazu kam die Hitze, die das Rennen zusätzlich erschwerte und manche Fahrer aus der Entscheidung nahm. Die ersten fünf Etappen gehörten den Klassikerjägern und den bergfesten Sprintern. Williams, Leknessund, Sagan, Impey und Vlasov hiessen die Sieger. Dann ging es in die Berge. Während die Favoriten ihre Karten bei der Bergankunft zur Moosalp noch nicht aufdeckten, kam es am Schlusswochenende zum Showdown. Sergio Higuita griff hinauf nach Malbun erfolgreich an und entriss Jakob Fuglsang das gelbe Trikot. Im Einzelzeitfahren um Vaduz blieb er gegen Geraint Thomas jedoch chancenlos. Der Waliser gewann die Rundfahrt schlussendlich mit mehr als einer Minute vor Higuita und Fuglsang. «Dieser Sieg gibt mir viel Selbstvertrauen im Hinblick auf die Tour de France. Meine Form stimmt», so Thomas am Ende des Rennens. Aus Schweizer Sicht überzeugte Stefan Küng. Der eigentliche Zeitfahrspezialist hielt auch in den Bergen hervorragend mit und beendete die Rundfahrt als Gesamtfünfter.
Das Frauenrennen an Drama kaum zu überbieten
Das Frauenrennen stand in punkto Spannung dem Männerrennen in keiner Weise nach. Lucinda Brand eroberte aus einer Fluchtgruppe den ersten Tagessieg und damit das Leadertrikot. Dieses musste sie nach dem Zeitfahren – auf dem gleichen Kurs wie jenes der Männer – an die Schnellste, Kristen Faulkner, um vier Sekunden abgeben. Die dritte Etappe wurde zur Beute der Italienische Weltmeisterin Elisa Balsamo. Auf der vierten und letzten Etappe kam es zum Showdown zwischen der Führenden Kristen Faulkner und der Gesamtklassements-Zweiten Lucinda Brand. Brand griff in der Abfahrt von Davos Wiesen überraschend an und bildete gemeinsam mit Jolanda Neff das Spitzenduo. Bis zum letzten und entscheidenden Anstieg fuhr das Duo 50 Sekunden heraus, eh Jolanda Neff die Holländerin ziehen lassen musste. Mit einem Kraftakt stiess Faulkner aus dem Feld vor und schaffte den Anschluss zu Brand. Auf den letzten paar Metern in der Biathlonarena behielt Brand die Oberhand, profitierte jedoch auch von einem Sturz Faulkners in der letzten, engen Kurve. «Dieser Sieg bedeutet mir extrem viel. Besonders weil es ein Etappenrennen ist und man vier Tage bereit sein muss», so Brand im Ziel, währen Faulkner mit hängendem Kopf das Zielgelände verliess. Die Schweizerin Jolanda Neff beendete das Rennen als starke Fünfte im Gesamtklassement.