Nur 24 Stunden nach seiner leisen Enttäuschung über den 2. Platz im Auftakt-Zeitfahren konnte sich Stefan Küng (SUI/BMC) über eine schöne Ehre freuen. Bei seiner ersten Teilnahme an der Tour de Suisse durfte sich der Aargauer in Cham ins Leadertrikot einkleiden lassen.
Im Team BMC schien sich nach der Prolog-Party das Pech einzuschleichen, als Rohan Dennis 25 km vor Schluss der 2. Etappe in einen Massensturz verwickelt wurde und so das gelbe Leibchen gewissermassen kampflos abtreten musste. Später versuchte der Teamcaptain Damiano Carusa im letzten Aufstieg zum Horben sein Glück zusammen mit Jan Bakelants (BEL/ALM) und Rui Costa (POR/UAD). Doch dieses Trio war im Hinblick auf das Gesamtklassement zu gefährlich und musste sich 5 km vor Schluss einholen lassen.
Am Schluss spielten die Zeitgutschriften für die Etappenankunft keine Rolle. Das Leadertrikot blieb im Team BMC, diesmal auf den Schultern von Stefan Küng. „Für mich ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. Im Leben gibt es Schatten- und Sonnenseiten. Diesmal schien die Sonne für mich. Für mich ist es grossartig, in der eigenen Landesrundfahrt das gelbe Trikot tragen zu dürfen, vor allem auch am Montag mit der Ankunft in der Landeshauptstadt Bern.“ Der Aargauer ahnte 5 km vor dem Ziel, dass es zum 1. Gesamtrang reichen könnte, musste im Ziel aber die Auskunft durch die Renndirektion abwarten, um seiner Sache sicher zu sein.
Fünf Jahre lang hatte Philippe Gilbert bei BMC unter Vertrag gestanden. Auf diese Saison hin wechselte er zu einer belgischen Sportgruppe, und der Belgier blühte richtiggehend auf. Gilbert gewann im Frühjahr die Flandern-Rundfahrt und das Gold Race. Nun konnte Gilbert erstmals in der Tour de Suisse einen Tageserfolg verbuchen: „Ich hatte schon alle Top-Ten-Plätze belegt, aber zu einem Etappensieg hatte es mir nie gereicht. Ich konzentrierte mich an diesem heissen Tag im Finale auf die Hinterräder. Zuerst setzten wir auf Matteo Trentin. Aber plötzlich fand ich mich in einer aussichtsreichen Position wieder und nutzte sie zum Sieg, nachdem mir in früheren Jahren in der Tour de Suisse nur Ehrenplätze gelungen waren.“ Gilbert verglich seinen Triumph mit einem Etappensieg im Dauphiné Libéré, der ihm vor elf Jahren geglückt war: „Damals war das Profil der Etappe ähnlich.“ Der Etappensieger von Cham vergass nicht, die Teamhelfer zu erwähnen, die bei dieser hohen Temperatur unternahmen, um den Teamcaptain mit Tranksamen zu versorgen.