Tour de Suisse 2023: Zwei Zeitfahren, viele Höhenmeter

Egal, ob Bergfloh, Zeitfahrspezialist, Sprinter oder Klassiker-Liebhaber. Für jeden Fahrertypen im Feld der Männer Tour de Suisse ist in diesem Jahr etwas dabei. Das Rennen der Frauen verspricht, aufgrund der abwechslungsreichen Streckenführung in der Ostschweiz, ebenfalls viel Spannung und einen breiten Favoritinnenkreis.

Flache Kilometer sind eine Seltenheit

Von Einsiedeln bis nach St. Gallen beträgt die Luftlinie nur etwas mehr als 55 Kilometer. Für das Fahrerfeld der 86. Tour de Suisse gilt es zwischen dem Start- und dem Zielort jedoch über 1’100 Kilometer und über 18’000 Höhenmeter zurückzulegen. «Einmal mehr ist die Tour de Suisse ein echter Prüfstein für alle, die im Juli drei Wochen an der Tour de France bestehen wollen», versichert Tour-Direktor Olivier Senn.

Der Auftakt erfolgt in diesem Jahr in Form eines Einzelzeitfahrens im Klosterdorf Einsiedeln. Weiter geht die Reise ins Mittelland, wo zwischen Beromünster und Nottwil ein hügeliger Rundkurs auf die Klassiker-Spezialisten oder Sprinter wartet. Die erste Etappe in die französische Sprachregion der Schweiz endet ganz nach dem Gusto der Bergflöhe. Ein harter Schlussaufstieg nach Villars-sur-Ollon erwartet die Teams. Nachdem die Fahrer in Monthey zur 4. Etappe starten, führt der Weg ins Wallis. Und wieder ist es wichtig, ganz am Schluss noch frische Beine zu haben. Bis zur Bergankunft in Leukerbad sind rund 1’500 Höhenmeter zurückzulegen.

Nach den Bergankünften folgt am fünften Tag der Hauptgang der diesjährigen Tour de Suisse. Es gilt mit über 4’700 Höhenmetern verteilt auf 211 Kilometer die Königsetappe zu bezwingen. «In diesem Jahr können nur die stärksten Bergfahrer um den Gesamtsieg mitreden», sagt Strecken-Architekt David Loosli. «Speziell die Königsetappe mit den Alpenübergängen Furka, Oberalp und Albula wird den Fahrern alles abverlangen», so Loosli.

Auf der Überführungsetappe von La Punt nach Oberwil-Lieli wird der Albulapass tags darauf aus der Gegenrichtung befahren. Auf den letzten Kilometern folgen zudem ein Bergpreis und eine ansteigende Zielanfahrt. Das Schlusswochenende der diesjährigen Rundfahrt der Männer wird mit einer Klassiker-Etappe von Tübach nach Weinfelden eingeläutet. Auf dem rund 160 Kilometer langen Parcours führt die Strecke unter anderem durch das hügelige Appenzellerland. Ganz zum Schluss absolvieren die Fahrer nochmals ein 25 Kilometer langes Einzelzeitfahren in der Stadt St. Gallen. Gemäss David Loosli eine letzte Chance, um noch einmal für einen Umbruch im Gesamtklassement zu sorgen. Bei Zeitfahreuropameister Stefan Bissegger ist die Vorfreude auf das Schlusswochenende in der Ostschweiz gross: «Die Tour de Suisse in der Heimatregion zu bestreiten, ist immer speziell. Mit Blick auf die Strecke freue ich mich insbesondere auf die beiden Einzelzeitfahren und die schönen Bergetappen».

Vier komplett unterschiedliche Etappen für die Frauen

Für das Fahrerinnenfeld der Tour de Suisse Women stehen in diesem Jahr wiederum vier Teilstücke auf dem Programm. «Mit insgesamt 330 Kilometern und über 5’000 Höhenmetern können die Athletinnen ein hartes und abwechslungsreiches Rennen erwarten», meint Olivier Senn. Wie bei den Männern wird auch die Tour de Suisse Women von einigen Fahrerinnen als Vorbereitung für die Tour de France Femmes genutzt.

Der Startschuss zur dritten Ausgabe des Rennens fällt in Weinfelden mit einem Rundstreckenrennen. Es werden vier Mal 20 Kilometer abgespult. Streckenplaner Loosli geht von einer engen Angelegenheit im Kampf um den Tagessieg aus. Bereits am zweiten Tag könnte dann eine Vorentscheidung im Gesamtklassement fallen. Die Zeitfahrstrecke ist deckungsgleich mit derjenigen der Männer. «Ich persönlich freue mich sehr auf das lange Zeitfahren in St. Gallen. Die Tour de Suisse Women wird bestimmt ein Highlight für mich», lässt Zeitfahreuropameisterin Marlen Reusser verlauten.

Über einige wunderschöne Anstiege führt das dritte Teilstück von St. Gallen nach Ebnat-Kappel. Der Sitzberg und der Ricken stellen sich den Fahrerinnen an diesem Tag in den Weg. «Wer im Kampf um den Gesamtsieg ein Wörtchen mitreden will, muss diese Etappe clever fahren und vor allem bei den Bergpreisen vorne dabei sein», prognostiziert David Loosli. Auf der vierten und letzten Etappe müssen die Fahrerinnen rund 2’000 Höhenmeter verteilt auf 100 Kilometern überwinden. Der letzte Tanz in der Entscheidung um das gelbe Leadertrikot führt von Ebnat-Kappel in einer grösseren Runde über den Hemberg. Zurück in Ebnat-Kappel werden zwei Schlussrunden am Fusse der Churfirsten absolviert.

«Wir möchten einen möglichst breiten Favoritinnenkreis und in jeder Etappe animierte Rennen. Daher verzichten wir auch in diesem Jahr bewusst auf die Überquerung von grossen Alpenpässen», begründet Loosli die Streckenführung der Tour de Suisse Women 2023.

Die Streckenpräsentation der Männer und Frauen im Video